Unter den "unterwasserarchäologischen Befundgruppen" in Bayern spielen die Einbäume eine wichtige Rolle. Über Jahrtausende hinweg wurden Sie als Transportmittel und als Wasserfahrzeug beim Fischen genutzt. Das bislang älteste Exemplar aus dem Bodensee (bei Wasserburg) datiert in die späte Bronzezeit. Weitere Funde belegen eine Verwendungskontinuität über die Latènezeit, das Früh- und das Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert. Einige der unter Wasser entdeckten Einbäume wurden über die Jahre hinweg von der BGfU dokumentiert. In der hier aufgstellten "Einbaumgalerie" finden Sie zum jeweiligen Exemplar eine Datierung (meist basierend auf 14C-Analysen), eine Umzeichung sowie weiterführende Literatur.
2015 entdeckte Christoph Schmid aus Wasserburg beim Schnorcheln einen Einbaum vor seinem Heimatort. Die BGfU dokumentierte den Einbaum im Jahr 2016 mit Unterstützung der Wasserwacht Lindau. Die Entnahme einer Holzprobe im Jahr 2017 datierte den Einbaum in das Jahr 1124 +/- 10 v. Chr. Damit handelt es sich um das bislang "älteste Boot Bayerns" und den einzig echten Einbaumfund aus dem Bodensee. Aufgrund dieser Bedeutung wurde der Einbaum am 11. April 2018 durch die archälogischen Taucher der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege geborgen. Aktuell wird der Einbaum in der Archäologischen Staatssammlung in München konserviert und genauer untersucht.
Der bislang längste und zweitälteste Einbaum in Bayern wurde in den 1980er Jahren vor der Weststeite der Roseninsel im Starnberger See entdeckt.
Der früheste Beleg für die Nutzung von Einbäumen auf dem Chiemsee stellt ein Exemplar dar, das 1994 am Südufer des Sees entdeckt wurde und mithilfe radiometrischer Analysen in die Zeit zwischen
395 und 210 v. Chr. datiert werden konnte. Trotz seines nur noch fragmentarischen
Erhaltungszustandes und einer Restlänge von 3,10 bis 3,20 m konnten innerhalb des Bootsraumes zwei Querrippen beobachtet werden – ähnlich dem etwa zeitgleichen, latènezeitlichen Einbaum von
Kempfenhausen im Starnberger See.
Der Einbaum vom Kesselsee wurde 1951 am Westufer des Gewässers "in einer Verlandungszone" entdeckt. Der fragmentarische Rest des Wasserfahrzeuges ist heutzutage im Heimatmuseum in Wasserburg am Inn ausgestellt. Als Besonderheit zeigt dieser Einbaum eine leicht erhabene und auf den Bootsboden beschränkte Querrippe.
Bereits 1973 von Sporttauchern entdeckt ist dieses Exemplar im Deutschen Museum in München ausgestellt. Erst 2001 wurde der Einbaum von der BGfU zeichnerisch festgehalten. Die 14C-Analyse ermittelte eine frühmittelalterliche Datierung. Im Bereich eines Astloches befindet sich in Bootsmitte eine Reparaturstelle.
Der Einbaum von Seeheim wurde in den 1970er Jahren von Sporttauchern im Starnberger See entdeckt. Danach musste er mehrfach "umziehen", um ihn zunächst vor weiteren Übergriffen durch Sporttaucher und danach vor der Zerstörung durch nahegelegene Baumaßnahmen zu schützen.
2003 entdeckten Mitarbeiter der Wasserwacht Breitbrunn einen Einbaum direkt vor Ihrer Wachstation in ca. 12 Metern Wassertiefe. Im selben Jahr wurde das Wasserfahrzeug von Forschungstauchern der BGfU dokumentiert. Der Einbaum lag mit "Kiel nach oben" auf dem Seegrund und war in Richtung Seemitte durch eine Hangrutschung verdrückt worden. Mehrere Netzsenker im Umfeld des Einbaumes belegen dessen Nutzung beim Fischen.
Im Januar 2006 ertastete Herr Thurn beim Moorbaden im Wildsee zwei "ungewöhnlich ausgehöhlte Baumstämme", die er richtigerweise als Einbäume identifizierte. Die durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hinzugezogene BGfU dokumentierte unter widrigsten Sichtverhältnissen zwei Einbäume im besagten Moorsee. Mittlerweile ist der See komplett verlandet.
Der zweite "ertastete" Einbaum des mittlerweile verlandeten Wildsees ergab eine neuzeitliche Datierung.
Dieser Einbaum wurde beim Grundaushub für einen Neubau in Prien am Chiemsee in mehreren Metern Tiefe entdeckt. Entgegen früherer Vermutungen, dass es sich bei diesem Exemplar um ein prähistorisches Wasserfahrzeug handeln könnte, lieferte die 14-Datierung ein neuzeitliches Datum.
Einer der letzten im Jahre 1881 aufgeführten Einbäume wurden durch Vermittlung des Chiemseemalers Josef Wopfner (1843-1927) dem Bayerischen Nationalmuseum in München übergeben. "Der letzte seiner Art" ist nun als Leihgabe auf dem Dachboden des Heimatmuseums in Prien am Chiemsee untergebracht. Zahlreiche Reparaturstellen belegen den eindrücklichen Wert des Einbaumes, den er für seinen ehemaligen Besitzer dargestellt haben muss.